Schweigen tut weh

Lesung & Gespräch mit Alexandra Senfft zu ihrer Familiengeschichte

Einige Jahre nach dem tragischen Tod ihrer Mutter schreibt Alexandra Senfft ein Buch über ihre Familiengeschichte. Ihr Großvater Hanns Ludin war ein hochrangiger Nationalsozialist, der als verurteilter Kriegsverbrecher 1947 am Galgen starb. Es sind die starken Frauen, die in dieser Familie das Gespinst der Verdrängung gewoben haben. Und es sind die starken Frauen, die es zerreißen: die Mutter durch ihr unverstandenes Leid, die Tochter mit diesem ergreifenden Buch, in dem sie einfühlsam und mutig beschreibt, wie die unverarbeitete Vergangenheit ihre Familie belastet.

Der SA-Mann Hanns Ludin war Hitlers Gesandter in der Slowakei und in dieser Position verantwortlich für Deportationen tausender jüdischer Menschen. Über seine Rolle im Zweiten Weltkrieg streiten seine Nachkommen bis heute und fühlen sich zerrissen zwischen Schuld und Loyalität. Einfühlsam und mutig beschreibt Alexandra Senfft, wie die geliebte Großmutter die Legende vom »guten Nazi« kultivierte und ihre Kinder und Enkel seine wahre Rolle verdrängen. Im Mittelpunkt ihres Buches steht das Leben ihrer Mutter, einer außergewöhnlichen Frau des linken Hamburger Nachkriegs-Establishments, die vordergründig an Depression und Sucht zerbricht, tatsächlich aber an der Unfähigkeit, um den Vater zu trauern. Darüber hinaus erzählt die Autorin von ihrem eigenen Leben. Für »Schweigen tut weh« wurde Alexandra Senfft mit dem Deutschen Biographiepreis 2008 ausgezeichnet.

Nach der Lesung aus »Schweigen tut weh« sprechen Alexandra Senfft und Birgit Degenhardt, deren Großvater politischer Häftling im KZ Buchenwald war, über transgenerationelle Traumata und ihre sehr verschiedenen und doch »korrespondierenden« Familiengeschichten.

Ticket https://pretix.eu/werkraum/courage2025/4673739/

Veranstaltung im Rahmen von »Tag der Demokratie Lörrach«