Macht und Verwundbarkeit V
Propagandagespräche von Boris Nikitin, mit Peter von Sury, Abt des Klosters Mariastein, über den verwundeten Körper als die Pop-Ikone des Christentums.
Mit der Gesprächsreihe Macht und Verwundbarkeit setzt Boris Nikitin seine langjährige Auseinandersetzung mit dem Realen und dessen Imitationen fort. Er widmet sich der Frage, wie wir in die Realität einwirken, indem wir uns exponieren, dokumentieren und propagieren und benutzt dabei die einfachst-mögliche Form: die des Gesprächs. Mit jeweils einem Gast taucht Boris Nikitin ein in die experimentellen Grauzonen des Öffentlichen, in denen Realitäten immer wieder neu getestet und erfunden werden. Wie in dem Festival It’s The Real Thing und seinen Stücken geht er auch hier der Frage nach, wie Menschen Realitäten schaffen, indem sie sich veröffentlichen und dabei im Gleichzug in ihr Selbstbild eingreifen und es verändern. Das Paradigma hierfür ist für Nikitin das Coming-out, das Nikitin als «eine Schnittstelle zwischen dem Faktischen und dem Fiktiven» und als einen «Akt der Selbstdokumentation mit Wirkungskraft» bezeichnet.
Der Regisseur und Autor Boris Nikitin, in Basel geboren und Sohn ukrainisch-slowakisch-französisch-jüdischer Einwanderer, inszeniert in der internationalen freien Szene und an deutschsprachigen Stadttheatern. Er ist Initiator und Leiter des Festivals It’s The Real Thing- Basler Dokumentartage, das im April 2019 zum vierten mal stattfinden wird. Nikitins Theaterarbeiten und Festivals setzen sich, nicht zuletzt aufgrund seiner Herkunft, mit der Darstellung und Herstellung von Identität und Realität auseinander. Die Stücke und Texte suchen dabei stets den Grenzgang zwischen Illusionstheater und Performance, Dokumentarischem und Propaganda. Seine jüngsten Arbeiten waren zuletzt neben Basel, Zürich und Lausanne ua. in Moskau, St. Petersburg, Sao Paulo, Amsterdam, Madrid, Paris, Athen, Berlin, München, Frankfurt und Kapstadt zu sehen. Über seine letzte Arbeit Hamlet schrieb die Fachzeitschrift Theater der Zeit: «Hamlet hebt die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit im zeitgenössischen Performancetheater auf eine neue Stufe.» Und der Tagesanzeiger schrieb: «Denn über all dem schwebt auch die Frage, was Theater heute eigentlich noch sein kann und soll. Es ist ein konstruktiv-provokativer, grossartiger Abend, der einen elektrisierenden Sog entwickelt». Für sein bisheriges Werk wurde Nikitin 2017 mit dem J.M.R. Lenz – Dramatikpreis der Stadt Jena ausgezeichnet. Nikolaus Müller-Schöll, Professor für Theaterwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt schreibt in seiner Laudatio: «Es sind die verborgenen Möglichkeiten, um derentwillen Nikitin seine Versuchsanordnungen aufbaut. Sein Theater lädt uns ein, im Bestehenden über das Bestehende wie seine Negation hinaus über das nachzudenken, was kommen mag.
Datum
- 20. Feb 2019
- Abgelaufen!
Uhrzeit
- 20:00