Erasmus‘ Ciceronianus
Prof. Dr. Gregor Vogt-Spira (Marburg) über „Erasmus‘ Ciceronianus und die Debatte um Cicero
Erasmus’ satirischer Dialog Ciceronianus sive De optimo genere dicendi, der 1528 bei Froben in Basel erscheint, hat eine außergewöhnliche Wirkung entfaltet. Manche sprechen geradezu davon, daß wenige Texte die Res publica litteraria des 16. Jahrhunderts so aufgewühlt hätten. In der Tat kommt in der Auseinandersetzung um die Frage, inwieweit sich die lateinische Prosa an Cicero als verbindlichem Musterautor zu orientieren habe – einer der großen europäischen Debatten –, nach dem Beginn in Italien Erasmus’ Schrift eine zentrale Rolle weit über den deutschen Sprachraum hinaus zu.
Eduard Norden, der in seiner Antiken Kunstprosa ein vernichtendes Urteil gefällt hatte – der Kampf um die Frage, wen man vorziehen solle, sei länger als ein Jahrhundert mit einer Erbitterung geführt worden, die einer besseren Sache wert gewesen wäre –, vermerkt doch, daß man daraus sehr vieles für das Verständnis Ciceros lernen könne, so daß es sich schon von daher lohne, die Diskussion zu studieren.
In diesem Sinne soll das Augenmerk darauf gerichtet werden, ob sich aus Erasmus’ Auseinandersetzung etwas über das antike imitatio-Konzept, das nicht zuletzt in Ciceros Werk eine zentrale Rolle spielt, lernen läßt.
Hörsaal 114.
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Vortrag im Rahmen der Tagung „Cicero in Basel. Rezeptionsgeschichten aus einer Humanistenstadt“ (3.-5. Oktober). Diese setzt sich das Ziel, die Rezeptionsgeschichte des römischen Staatsmannes und Autors M. Tullius Cicero für den Kulturraum Basel nachzuzeichnen. Cicero in Basel stellt ein breites Spektrum an Auseinandersetzungen mit Cicero zur Diskussion – von der handschriftlichen Überlieferung über die Editions- und Erschließungsbemühungen im frühen Buchdruck bis hin zu den politischen Debatten der Gegenwart.
Anhand der vielfältigen Rezeptionsgeschichten zur Figur und zum Werk Ciceros dürfte sich die Genese eines Humanismus-Begriffes nachvollziehen und kritisch beleuchten lassen, der für das Selbstverständnis und die Selbstverständigung der ‚Humanistenstadt’ Basel bis heute eine zentrale Rolle spielt.
https://latinistik.philhist.unibas.ch/de/forschung/veranstaltungen
Datum
- 03. Okt 2019
- Abgelaufen!
Uhrzeit
- 18:15