Das «Proletariat der Nutztiere». Perspektiven einer Arbeitsgeschichte der Mensch-Tier-Beziehungen in der Moderne
Vortrag von Juri Auderset
Arbeitstiere erbrachten bis weit ins 20. Jahrhundert auf vielfältige Weise einen wichtigen Teil der in Wirtschaft und Gesellschaft benötigten Zug- und Tragarbeiten. Sie säumten Frachten über Gebirgspässe und zogen Fuhrwerke über Strassen, sie rangierten Züge auf Schienen, treidelten Schiffe entlang von Kanälen, zogen Maschinen und Geräte über Felder und Äcker und schleiften Holz aus den Wäldern. Arbeitstiere waren aber mehr als «nur» wichtige Erbringer von kinetischer Energie. Sie waren ihren Halter:innen zugleich Arbeits- und Wohngenossen, lebten oft unter dem gleichen Dach wie ihre Besitzer:innen, bedurften der Ställe, der Pflege, der Ernährung und der Versorgung. Und selbst nach ihrem Ableben lieferten sie Nahrung sowie Roh- und Werkstoffe für handwerkliche und industrielle Tätigkeiten. Das Referat wirft einen Blick auf den Wandel der Mensch-Tier-Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert durch das Prisma der Arbeitsgeschichte.
Juri Auderset, Dr. phil., studierte an der Universität Fribourg Zeitgeschichte und Germanistik. 2013 promovierte er mit der Studie «Transatlantischer Föderalismus. Zur politischen Sprache des Föderalismus im Zeitalter der Revolutionen, 1787–1848». Danach war er als Lektor an der Universität Fribourg und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Archiv für Agrargeschichte in Bern tätig. 2017 verbrachte er als Visiting Scholar am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Seit 2022 arbeitet er als Assistenzdozent für die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universität Bern.
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Mensch & Haus: Wohnen, Bauen und Wirtschaften in der Schweiz.
Öffentliche Ringvorlesung https://vorlesungsverzeichnis.unibas.ch/de/home?id=278165
Diese Vorlesungen werden auch als Livestream übertragen. Wer einen Zugang benötigt, meldet sich bitte bei: anina.branger@unibas.ch.
Wie haben die Menschen in der Schweiz im Laufe der Zeit gewohnt, gelebt und gearbeitet? Die Veränderungen der Wohn-, Lebens- und Arbeitsbedingungen werden exemplarisch an der Geschichte einzelner Häuser und ihrer Bewohner:innen vorgestellt und in grössere Kontexte der Bauprozesse, der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung und der Ökologie eingebettet.
18.15–20.00 Uhr. Eintritt frei. Hörsaal 118
Datum
- 26. Okt 2023
Uhrzeit
- 18:15
Veranstalter
Departement Gesellschaftswissenschaften
Ort
